Im Gegensatz zu anderen Hirscharten lassen sich Elche leicht zähmen und bleiben auch nach Eintritt der Geschlechtsreife zahm, wenn sie als wenige Tage alte Kälber gefangen oder unter menschlicher Obhut geboren wurden.
Sie sind erstaunlich intelligente und anpassungsfähige Zöglinge. Dennoch bleiben sie wilde Tiere, deren Verhalten unberechenbar ist.
Jung aufgezogene Tiere werden sehr zahm und lassen sie sich in gewissem Umfang abrichten. In der Vergangenheit haben diese Fähigkeiten zu Domestizierungsversuchen beigetragen. Nach Felszeichnungen fing dieser Prozess schon im Neolithikum (Jungsteinzeit) an und zwar bereits vor der Domestizierung des Rentiers. Da Elche sich verhältnismäßig schnell vermehren, kann von ihnen außerdem ein hoher Fleischertrag erwartet werden.
Ferner wurden Elche schon seit dem Mittelalter als Zieh-, Pack- und Reittiere benutzt. In unwegsamem Gelände sollen Elche auch als Reittiere von Nutzen sein, weil sie bereitwillig auch schwierigstes Gelände durchqueren.
Auch noch heute gibt es Gebiete in Sibirien, in denen sie als Arbeitstiere verwendet werden. Ein ausgewachsener Elch kann bis zu 125 Kilogramm auf seinem Rücken tragen oder eine Schlittenladung mit einem Gewicht von bis zu 900 Kilogramm ziehen. Das übliche Arbeitsgewicht liegt jedoch bei 300 bis 400 Kilogramm. Das Schritttempo beträgt etwa vier bis acht Stundenkilometer. Ein normales Tagesmaß ist ungefähr eine Wegstrecke von 20 Kilometern bei einer Arbeitszeit von vier bis sechs Stunden.
Unter guten Bedingungen werden Elche 60% des Jahres eingesetzt. An heißen Sommertagen sind sie nicht in der Lage zu arbeiten und nach der Brunftzeit werden sie schwach. Jedoch ist die Geschicklichkeit von Elchen, mit Hindernissen und Sümpfen zurecht zu kommen, weder vom Menschen noch von Pferden erreicht worden.
Mit erstaunlicher Gewandtheit gehen sie selbst schwer beladen um Bäume herum und über- oder unterqueren umgestürzte Bäume, ohne dass die Ladung verrutscht. Zur Zeit König Karls XI. wurden in Schweden Elche vor leichte Schlitten gespannt und im Winterkurierdienst eingesetzt.
Elchkühe können gemolken werden. Elchmilch ist wegen ihres hohen Fettgehaltes geschätzt und schmeckt erstaunlich mild, es gibt keinen scharfen oder bitteren Geschmack, wie man vielleicht erwarten könnte. Die Milch ist cremig, wirkt konzentriert und kräftig und hat keine Ähnlichkeit mit Kuhmilch. Elchmilch ist bedeutend haltbarer als Kuhmilch und wird nicht so schnell sauer. Man vermutet den Grund in dem hohen Gehalt an speziellen Enzymen, die auch das Immunsystem des Menschen stärken sollen.
Die normalerweise bei 150 bis 200 Liter pro Laktationsperiode liegende Milchmenge einer Elchkuh lässt sich durch Melken auf knapp 430 Liter steigern.
Die Milch ist erheblich fetter und enthält nicht so viel Laktose wie Kuhmilch. Dies zeigt sich insbesondere in der Käseherstellung. Braucht man für ein Kilo Käse ungefähr 10 Liter Kuhmilch, so reichen für ein Kilo Elch-Käse lediglich 2,5 Liter Milch. In Västernyliden/Bjurholm im Süden Västerbottens/Schweden gibt es eine Elchfarm, die sich auf die Herstellung von Elchkäse spezialisiert hat. Dort werden drei Kühe im Wald zwei Mal am Tag per Hand gemolken. Da die Zitzen schmal und kurz sind stellt sich das Melken nicht so einfach dar wie bei einer Kuh. Es wird nur der Daumen und der Zeigefinger benutzt. Die Elchkühe sind sehr störanfällig. Bei der geringsten Störung kommt keine Milch mehr. Jede Melkung ergibt nur ein paar Liter Milch, manchmal nur einige 100 Gramm. Die Milch wird gesammelt und frisch eingefroren, bis genügend zusammen ist, um den Käse zu produzieren. Dies passiert lediglich drei bis vier Mal im Jahr. Die Jahresproduktion beläuft sich auf 150 bis 250 Kilogramm.
Es ist nicht ganz einfach Elchkühe an das Melken zu gewöhnen. Dafür ist es erforderlich, die Kühe frühzeitig auf die Menschen zu prägen, die sie später melken sollen. Die Menschen ersetzen sozusagen der Kuh das Kalb.
In Kostroma/Russland, etwa 350 Kilometer östlich von Moskau gelegen, wird auf einer Elchfarm professionell Elchmilch für ein benachbartes Sanatorium produziert, das damit unter anderem Morbus Crohn und Strahlenkrankheiten behandelt.
Wie auch auf der Farm in Schweden wird durch die Handaufzucht der Tiere zwar eine gewisse Zähmung und eine Prägung auf die betreuenden Personen erreicht, jedoch richtig erfolgreich war man bei der Domestizierung des Elchs nicht.
Die Aufzuchtversuche kommen über das Stadium der intensiven Jungtierzähmung nicht hinaus. Für eine dauerhafte Verwendung als Haustier ist diese Methode viel zu aufwändig. Hinzu kommen die Schwierigkeiten bei der Elchhaltung in Gefangenschaft (s. Tierpark). Dies liegt vor allem an der geringen physischen Belastbarkeit des Elchs. Der ihm fehlende Rudelinstinkt macht außerdem bei der Gehegehaltung einige Schwierigkeiten. Die durch die nördlichen Gegebenheiten verursachte Verhaltensstrategie der Verbreitung in kleinen Gruppen ist Bedingung für die großen Tiere mit dem beachtlichem Äsungsbedarf.
Die Elche auf der Elchfarm werden mit Sendern versehen und bewegen sich frei in der Taiga. Dadurch wird ein Teil des Äsungsbedarfes durch natürliche Ressourcen gedeckt. Zum weiteren Fressen und Melken kehren sie freiwillig zur Farm zurück.
Im Prinzip erfolgt aber auch hier keine eigentliche Domestizierung, sondern lediglich das Halten von wilden Elchen, so dass der Mensch sie nutzen kann, ohne wesentlichen Einfluss auf Gestalt und Ertragsleistung nehmen zu können.
Dies ist auch der wesentliche Grund, warum Elche bis jetzt der erfolgreichen Verwendung als Haustier widerstanden haben.
Dennoch soll der berühmte Astronom Tycho Brahe einen zahmen Elch als Haustier gehalten haben. Bei einem Fest im Landskrona Schloss wurde der Elch vom vielen Bier so berauscht, dass er die Treppe hinunterfiel, sich das Bein brach und trotz bester Pflege starb.